Wenn Faszien durch Stress verkleben - das myofasziale Schmerzsyndrom (und was Sie selbst tun können)

Fasziale Verklebungen wirken sich auf die Körperhaltung aus.
Fasziale Verklebungen wirken sich auf die Körperhaltung aus.

Stress, körperlich als auch psychisch, wirkt sich auf die Faszien aus: Verklebungen entstehen und oft auch ausstrahlende Schmerzen.

Das myofasziale Schmerzsyndrom beschreibt diese Dynamik:  ‚Myo‘ bedeutet Muskel und ‚faszial‘ bezieht sich auf die bindegewebige Hülle der Muskeln.

 

Faszien verändern ihre Dreh- und Dehnungsfähigkeit durch biochemische Prozesse, die der Körper in Gang setzt, um sich, wo es notwendig ist, zusätzlich zu stabilisieren. Auch Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol greifen in den Stoffwechsel der Faszien ein wodurch mehr 'Klebstoff' gebildet wird. Da jeder Muskel und jede Sehne, jedes Gelenk von Faszien umhüllt ist, löst dieser Prozess Einschränkungen oder sogar Schmerzen aus.

Das fasziale System ist ein zusammenhängendes Netz, das alle Strukturen des Körpers miteinander verbindet. Ein lokales Problem kann sich auswirken, als ob wir mit einem Strickpullover an einem Nagel hängenbleiben: Wir spüren die Auswirkungen auch an Orten, die über den Haltepunkt unter Zug geraten.

Vorbeugung und Selbsthilfe

1. Nutzen Sie die Bewegungsfreiheit Ihres Körpers einschließlich der Gelenke so oft es sich anbietet. Bewegen Sie sich mehrmals täglich durch, dehnen und strecken Sie sich genüsslich. Probieren Sie auch mal ganz neue, unvertraute Bewegungen aus. Das fühlt sich erstmal komisch an (und sieht vielleicht auch so aus), erinnert Ihr Körpersystem aber daran, was alles möglich ist. Denn alles was wir nicht nutzen, baut unser Körper ab.

 

2. Kommen Sie Ihren Stressauslösern auf die Spur. Folgende Fragen helfen dabei: was ist grade zu viel oder unpassend in meinem Leben? Was brauche, wünsche und will ich stattdessen? Wie kann ich bekommen, was ich brauche?

 

3. Üben Sie sich in Körper-Selbstwahrnehmung. Yoga, Meditation, Thai Chi oder achtsames Bewegungstraining sind gute Möglichkeiten. Nur was wir wahrnehmen, können wir erkunden und verändern.

 

4. Überprüfen Sie Ihren Lebensstil. Ihr Körper benötigt eine gesunde Ernährung und ausreichend Wasser um gut zu funktionieren. Auch tiefer und ausreichend langer Schlaf ist entscheidend für die tägliche Regeneration.

 

5. Behandeln Sie sich selbst mit einer Faszienrolle: das Gewebe wird durchflutet, die Verklebungen gelöst und Sie fördern die Selbstheilungskraft Ihres Bindegewebes. Infos über die Techniken dafür finden Sie im Netz. Für die Ausführung möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Übungen mit der Faszienrolle langsam, schmelzend, bewusst atmend und achtsam durchzuführen. Die Arbeit mit Faszienrollen kann anfangs recht schmerzhaft sein. Da ist weniger meist mehr. Ihr Körpersystem verschließt sich, wenn zu starke Schmerzen auftreten, was den Effekt der Mühe deutlich vermindert.

 

Therapeutische Unterstützung kann nötig sein

1. Starke Schmerzen brauchen eine medizinische Abklärung um andere Ursachen auszuschließen.

 

2.  Auch wenn Schmerzen zunächst lokal begrenzt auftreten, möglicherweise liegt die Ursache in einem ganz anderen Bereich. Zum Beispiel kann ein Rückenproblem Schmerzen im Knie oder im Nacken auslösen. Dann brauchen Sie einen erfahrenen Körpertherapeuten oder Osteopathen.

 

3. Stellen Sie fest, dass Sie ein großes emotionales Paket mit sich herumtragen, z.B. soziale Ängste, Depressionen oder ein Trauma, müssen und sollten Sie das nicht allein bewältigen. Sich Unterstützung in Form von therapeutischer Begleitung zu suchen, ist ein Zeichen von Ich-Stärke und gesunder Selbstfürsorge.

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